Erst seit April 2016 verkehren auf der Zugsstrecke von Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas, nach Sihanoukville im Süden des Landes wieder Passagierzüge. Der Fahrplan hält aber nicht viel Flexibilität bereit: So verkehrt der Zug nur an den Wochenenden, und nur je 4x pro Richtung.
Da wir die Fahrt erleben wollten, planten wir unsere Kambodscha-Reise entsprechend, und so stand auf unserem Programm für den Sonntag die Fahrt von Sihanoukville nach Phnom Penh, mit der Abfahrt um 7.00 Uhr. Nachdem wir die Billette bereits am Vortag gekauft hatten, waren wir am Sonntag pünktlich am Bahnhof und liessen uns unseren Wagen zeigen. Die Wagen waren für uns etwas ungewöhnlich eingeteilt, alles in allem versprach es uns aber eine verhältnismässige komfortable Fahrt, so wären die Wagen nämlich mit Klimaanlage und WLAN ausgestattet. Allerdings gibt es aber natürlich auch in Kambodscha keine Garantie, dass die Sachen auch wirklich funktionieren. Und so funktionierte in allen Wagen nur entweder die Klimaanlage oder das WLAN. Die nette Angestellte platzierte deshalb alle Passagiere in den 2 Wagen, in denen die Klimaanlage funktionierte. Zum Glück hatte es nicht so viele Leute, so dass man dennoch genügend Platz hatte. Früh am Morgen erwies sich die Klimaanlage dann aber erstmals als Nachteil, denn sie war so kalt eingestellt, dass alle froren. Erst nach mehrmaligen Bitten wurde sie ausgeschaltet.
Etwas unpraktisch war die Anordnung der Sitzbänke: es gab auf jeder Seite nur grad eine lange Sitzbank unter den Fenstern. Man sass also mit dem Rücken zum Fenster und blickte zur Gegenseite. Reichlich unpraktisch, um die Aussicht zu geniessen oder Fotos zu machen – das war so leider nur mit Verrenkungen möglich.
In der Zwischenzeit war es 7.00 Uhr. Und wie fast erwartet, bewegte sich der Zug nicht. Geduldig warteten alle. Doch nach etwa 30min fragten die ersten Passagiere mal nach. Die Angestellte versprach uns, dass wir um 8.00 Uhr abfahren werden. Doch auch um 8.00 Uhr passierte nichts. Die meisten Passagiere waren mittlerweile draussen um Kaffee oder etwas zu Essen zu besorgen oder zu Rauchen, während die Angestellte mehrmals durch den Zug lief und telefonierte. Wie wir dann erfuhren, suchte sie die Lokomotive! Ja, wirklich! Der Lokführer fuhr am Morgen mit der Lokomotive davon, und niemand wusste, wann er wieder kommen würde…. erst um etwa 9.00 Uhr tauchte er wieder auf und wir konnten endlich losfahren.
Ganz gemütlich ging es dann die ca. 260 Kilometer lange Strecke durchs Land. Vorbei am Meer, zwischen Felsen hindurch, über Brücken und durch endlos scheinende Ebenen. Teilweise fühlte man sich 100 Jahre in der Vergangenheit, wenn man die Landwirtschaftsbetriebe unterwegs sah, den hier wird grösstenteils noch heute mit Hilfe von Tieren statt Maschinen gearbeitet. Eindrücklich war auch der kleine Einblick in das Leben der Landbevölkerung, während der Zug gemächlich an den sehr einfachen Hütten vorbeifuhr.
Wie lange der Zug für die Strecke brauchen würde, fand man im Voraus nicht so wirklich heraus, die Angaben reichten von 5 bis 10 Stunden. Bei uns dauerte sie 8 Stunden. Mit den 2 Stunden Verspätung vor der Abfahrt, verbrachten wir also ganze 10 Stunden in diesem Zug. Genug Zeit also, um etwas zu dösen, zu essen, mit anderen Passagieren zu sprechen, zu Lesen oder die Landschaft zu geniessen. Für die Kinder hatten wir Malsachen, Büächli und etwas Spielzeug dabei. Nach anfänglicher Zurückhaltung trauten sich auch die anderen Kinder aus dem Wagen zu unseren und so wurde der Boden kurzerhand zur Spielzone. Ab und zu schauten alle Kinder gemeinsam auch Youtube-Filme, und so wurde die Fahrt auf eine besondere Art und Weise ein Erlebnis für unsere Kinder.
Um etwa 17.00 Uhr kamen wir dann endlich in Phnom Penh an. So gut die Reise verlief, langsam waren wir dann doch froh, endlich am Ziel zu sein, den so bequem waren die Sitze nicht… Und bei den Kindern machte sich so langsam aber sicher ihr Bewegungsdrang bemerkbar 🙂
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