Informatiker: eine bedrohte Spezies

Logo UniFRAm Freitag war an der Uni Fribourg der Erstsemestrigen-Tag der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, morgen Montag geht das Wintersemester 2006-07 los. Dabei scheint sich die Abwärtstendenz bei den Studierenden an den Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten fortzusetzen: Am Freitag kamen gerade mal 4 zukünftige Informatik-Studierende, insgesamt sollen 9 oder 10 mit Informatik anfangen, dazu etwa gleich viele (bzw. wenige) Wirtschaftsinformatiker. An der Uni Bern dürften es auch nicht wesentlich mehr sein und selbst die ETHs haben drastische Einbrüche bei der Anzahl Informatikstudenten. Fingen 2000 in Zürich noch 332 ein Informatikstudium an, so waren es 2004 und 2005 gerade noch etwa 130.

Diese Situation ist für die Studierenden eigentlich sehr komfortabel da sowohl das Betreuungsverhältnis während der Ausbildung als auch die Stellensituation hervorragend sind. Das ohnehin schon immer gute Betreuungsverhältnis am Informatikdepartement in Fribourg wird jetzt noch besser. Im zweiten und dritten Jahr sind es nämlich zur Zeit auch nicht viel mehr als 10 Leute die Informatik studieren. Wieviele es im Master sind (wo zumindest letztes Jahr viele Leute von anderen Unis oder Ingenieurschulen (Fachhochschule) kamen), werde ich sehen.
Logo Faculty of Science UniFREinen riesigen Nachteil hat dieses perfekte Betreuungsverhältnis allerdings: die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät hat immer weniger Geld zur Verfügung. Schon jetzt steht fest, dass ein Professor der in 2 oder 3 Jahren pensioniert wird, nicht mehr ersetzt werden wird. Längerfristig ist die Informatik in Fribourg (und Bern) so vom Aussterben bedroht, in Neuchâtel liegt sie bereits im Sterben. Ein Vollstudium ist dort nicht mehr möglich.
Eine mögliche Lösung ist hier BENEFRI, eine intensive Zusammenarbeit der Universitäten Bern, Neuchâtel und Fribourg. Inbesondere bei den Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten ist die Zusammenarbeit hier schon sehr fortgeschritten. Beispielsweise könnte ich problemlos Vorlesungen in Bern oder Neuchâtel besuchen, diese werden automatisch angerechnet. Sogar das Zugsbillet wird zurückerstattet!

Eine schöne Seite dieser geringen Studentenzahlen ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt: Informatiker mit Uni-Abschluss können sich die Stellen so richtig aussuchen weil der Markt so ausgetrocknet ist und Firmen oft Mühe haben, Informatik-Stellen zu besetzen. Eigentlich alle haben schon vor Studienende eine Job auf sicher. Kollegen, die mehr oder weniger kurz vor dem Ende stehen, haben sogar schon mehrere Angebote erhalten ohne sich überhaupt zu bewerben. Plötzlich kam einfach ein Telefonanruf, ob sie nicht Interesse an dieser Stelle hätten, sie würden sie gerne einstellen.
In naher Zukunft dürfte sich diese Situation sogar noch verschärfen: jetzt kommen langsam die Jahrgänge mit sehr wenig Informatik-Studierenden auf den Markt, die grossen Jahrgänge sind jetzt fertig. Zudem braucht es immer mehr hochqualifizierte Informatiker. Die Universitäten und Fachhochschulen in der Schweiz können diese Marktnachfrage mangels Studenten nicht decken, das Wachstum von gewissen Firmen wird jetzt schon ausgebremst weil sie nicht genügend Personal finden.
Die Aussichten für mich sind also sehr rosig – umso mehr freue ich mich auf die Stellen»suche» und den ersten Job. Bis dann dauert es aber noch etwa 1 1/2 Jahre – die sicher sehr interessant werden.

One thought on “Informatiker: eine bedrohte Spezies

  1. Andrea (Lorenzo's brother)

    Ciao Dominik, das ist echt ein interessanter Artikel. Zu diesem Them habe ich vor kurzem das gelesen (aus dem Forum http://www.corriere.it/italians):

    Università: calo degli iscritti alle facoltà scientifiche

    Volevo proporre in questo forum, sempre attento alle questioni riguardanti l’università e la cultura, il problema del calo degli iscritti alle facoltà scientifiche di matematica, chimica e fisica. Per giustificare questa tendenza sono state chiamati in causa i fattori più disparati: la scarsa preparazione delle matricole ad affrontare programmi avanzati, la difficoltà a conciliare esigenze di lavoro con i corsi universitari, la «concorrenza sleale» di certe facoltà che aumentano i nuovi iscritti in maniera esponenziale, e la difficoltà occupazionali una volta terminata l’università. Sicuramente alcune cause hanno inciso anche in concomitanza tra loro, anche se trovo assurdo ritenere che un fisico, un chimico o un matematico abbiano difficoltà a trovare un lavoro.
    Le società di consulenza e gli istituti finanziari più prestigiosi del mondo sono continuamente alla ricerca di profili provenienti da questi studi (visitate il sito internet di McKinsey o Accenture per averne la conferma). Di fondo credo che l’origine dei problemi sia dovuto all’obsolescenza di programmi universitari e impostazioni dottrinali che cercano di tutelare la purezza del ramo disciplinare. Il saper combinare rami e discipline diverse senza snaturare il percorso formativo ha fatto la fortuna di molti corsi di laurea, e anche la stessa matematica pura ha avuto momenti gloriosi grazie a studiosi in grado di carpire a piene mani nozioni di altri rami disciplinari (la teoria dei giochi per esempio). La campagna di sensibilizzazione intentata da docenti e rettori che pubblicizzavano le proprie facoltà proponendo iscrizioni scontate o gratutite credo che svilisca ancor di più le discipline. Cercare di attrarre nuove iscrizioni facendo leva su sconti, finanziamenti e offerte attira clienti, e non studiosi. La cultura popolare potrebbe aiutare: non si usa dire «meglio pochi ma buoni»?

    Mirco Nava, mirco.nava@gmail.com
    09/09/2006

    Ciao!

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