Premièren als Schiri

Gestern Samstag «feierte» ich hier als Schiedsrichter gleich mehrere Premièren: Noch nie musste ich für einen Schiri-Einsatz 150km weit fahren. Noch nie war ich hier in Canada als 1. Schiri bei einem Spiel mit einem 2. Schiri im Einsatz. Noch nie war ich an einem so grossen Turnier im Einsatz. Noch nie hab ich an einem Schiri-Tag soviel gelernt. Noch nie erhielt ich nach einem Spiel soviel Lob. Doch der Reihe nach:

Vor einer guten Woche wurde ich angefragt ob ich nicht an der Classique de volleyball étudiantClassique de volleyball étudiant in Trois-Rivières pfeifen könnte. Dieses Riesen-Turnier, so etwas wie einer Nachwuchs-Meisterschaft der Provinz Québec (diese ist ca 35 mal so gross wie die Schweiz, Teams hatten zum Teil eine über zehnstündige Anreise hinter sich), fand in 9 Schulhäusern statt und insgesamt waren etwa 1200 Spielerinnen und Spieler sowie 60 Schiedsrichter im Einsatz.

Beim Turnier kam ich auch zu meinem ersten Einsatz als 1. Schiri mit einem 2. Schiri – und dieser war bei meinem Début gleich ein nationaler Schiri! Danach pfiff ich den ganzen Tag (von 9 bis 20 Uhr, immer 1 Spiel als 2. Schiri, 1 Spiel als 1. Schiri, 1 Spiel Pause, jeweils auf 2 Gewinnsätze statt 3). Der nationale Schiri und die Schiri-Chefin haben mir einige Sachen korrigiert, darunter die Handzeichen. Beispielsweise waren bei mir der Ober- und Unterarm beim Out-Zeichen nicht genau im 90°-Winkel oder ich streckte den Arm vor dem Service zu früh aus – sobald der Arm ausgestreckt ist, werden hier Time-Outs und Spielerwechsel vom zweiten Schiedsrichter zurückgewiesen (und im Wiederholungsfalle vom 1. Schiri mit einer Verwarnung/Bestrafung wegen Spielverzögerung geahndet). Oder ich zeigte das In/Out zu wenig rasch an und machte das Time-Out-Zeichen zu langsam oder zu wenig sauber.
Hauptsächlich also Details, denen hier in Québec aber viel Bedeutung beigemessen wird und die auch tatsächlich den Eindruck, den man vom Schiedsrichter erhält, stark beeinflussen können. Deshalb habe ich mir natürlich grösste Mühe gegeben, diese Korrekturen sofort umzusetzen um so möglichst viel lernen zu können. Im Allgemeinen kann ich sowieso feststellen, dass das Schiedsrichter-Niveau hier in Québec hoch ist.

Als letzten Einsatz pfiff ich den Viertelfinale – mit der Schirichefin als 2. Schiri und dem nationalen Schiri als Zuschauer. Die Halle war voll, wir mussten mehrmals Zuschauer umplatzieren weil die Spielerinnen nicht servieren oder angreifen konnten. Druck war also einiger vorhanden…
Es machte wirklich Spass, so zu pfeifen. Zudem war das Niveau des Spiels wirklich gut. Gut war offenbar auch meine Leistung als Schiedsrichter in diesem Spiel, danach wurde ich nämlich mit Lob regelrecht überhäuft. Der nationale Schiri gratulierte mir gleich zwei Mal, die Schirichefin meinte gar «c’est le fun d’arbitrer avec toi!» und auch die Trainer beider Teams (einer davon selber nationaler Schiri) bedankten sich bei mir mit dem Kommentar «très bon match». Scheinbar war es mir also gelungen, die Korrekturen umzusetzen. Tat gut zu wissen dass mein Einsatz geschätzt wird!

Das permanente Feedback mit der intensiven «Überwachung» war wirklich sehr nützlich und ich habe das Gefühl, gestern einiges gelernt zu haben und ein besserer Schiri geworden zu sein. Das Turnier gestern hat mir wirklich Spass gemacht! Ich freue mich auf weitere solche Turniere damit ich noch viel mehr lernen kann!