Verkehrsregeln?

Verkehrsregeln? In Italien? Gibts die überhaupt? Ja, geben würde es sie. Nur scheint es bei deren Einhaltung doch sehr stark zu happern. Einige Beispiele:

Die Innenstadt von Florenz ist eigentlich für den Verkehr gesperrt. Ausnahmen gibts nur für die Bewohners des Zentrums. Und das scheinen sehr viele zu sein – ich merkte nicht dass die Innenstadt «autofrei» ist. Nach über 3 Wochen sagte es uns die Lehrerin, von selbst wäre ich nie darauf gekommen, dazu hat es zu viel Verkehr.
Die allermeisten Parkplätze sind für die Einheimischen reserviert – und trotzdem immer voll. Scheinbar werden diese intensiv von nicht-Berechtigten genutzt. Auf jeden Fall hatten heute Morgen als ich zur Schule ging fast alle Autos einen Bleifuss und ich sah verdächtig viele Abschleppwagen. Offenbar hatte die Polizei kontrolliert…

Die Fortbewegung zu Fuss ist im Zentrum Florenz einiges rascher als mit dem Auto. Aber gefährlich. Erstens sind die Autofahrer wie die Wilden unterwegs. Zweitens haben Fussgänger bei Fussgängerstreifen keinen Vortritt. Diese Regel wird hier extrem autofreundlich ausgelegt: Anhalten tut niemand. Man muss als Fussgänger im Gegenteil froh sein wenn man nicht auf dem Fussgängerstreifen überfahren wird. Mir ist schon passiert dass ich schon mitten in der Strasse auf dem Fussgängerstreifen war als ein Auto um die Ecke kam. Die Reaktion dessen Fahrer? Der bremste nicht etwa, sondern hupte!

Lichtsignale scheinen hier in Italien eher eine Warnfunktion zu haben als dass sie eine verbindliche Vortrittsregelung darstellen. Grün heisst soviel wie «eigentlich darfst du jetzt fahren/gehen. Aber pass auf, ist nicht sicher dass die Strasse auch frei ist!» Rot bedeutet «Achtung, musst jetzt besonders gut aufpassen wenn du weiterfährst/über die Strasse gehst!» So kommt es mir auf jeden Fall vor… Kaum ein Fussgänger wartet bis es grün wird. Ich machte dies am Anfang, hörte aber extrem rasch (sobald ich mich an den Verkehr gewöhnt hatte) damit auf. Der Grund ist simpel: Die Wartezeit ist enorm, die Signale sind eindeutig auf die Autos ausgerichtet.

Bei all diesen gefährlichen Situationen ist nicht überraschend dass die Krankenautos hier in der Stadt extrem häufig unterwegs sind. Praktisch ständig höre ich von irgendwo her eine Sirene – wobei die ganz aggressiv sind: Wie das permanente Hupen eines Autos und zudem dazu noch ein Gejaule wie in den USA oder ein Gehorne wie in der Schweiz.
Nebst den Krankenautos ist auch die Polizei (wovon es gleich mehrere verschiedene gibt) omnipräsent. Nicht nur dass diese im touristischen Zentrum ständig zu Fuss, hoch zu Ross, mit dem Töff oder im Auto patrouilliert, nein auch mit Blaulicht und Sirene sind sie fleissig unterwegs. Und dabei kennen sie rein gar nichts, fahren noch wilder als alle anderen. Beispielsweise als ich heute Abend um ca 23 Uhr nach dem Schlussessen der Schule heimspazierte. Ich war in einer Einbahnstrasse (in der allerdings Busse auch in die «falsche» Richtung fahren dürfen) entgegen der Fahrtrichtung unterwegs, mitten in der Stadt. Plötzlich kamen von hinten die Carabinieri angerast. Sie fuhren mit mindestens 100 (innerorts!), mitten in der Strasse – und gegen die eigentliche Fahrtrichtung!

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