Für uns war von Anfang an klar, dass wir mit dem Nachtzug in die bergige Landschaft rund um Sapa reisen würden und nicht über die Strasse, welche zwar schneller, aber halt auch einiges gefährlicher ist.
Ausserdem ist Zugfahren mit Kindern wesentlich entspannter als mehrere Stunden im Bus verbringen zu müssen. Lange unklar war dann allerdings, mit welchem Anbieter wir denn reisen möchten, denn es gibt nicht nur mehrere Nachtzüge für diese Strecke, sondern auch noch jede Menge private Anbieter, deren Wagen an einem der Züge angehängt sind. So verbrachten wir einige Zeit mit dem Vergleichen der Angebote, kamen aber zu keinem wirklichen Ergebnis, denn sowohl das Angebot, der Preis sowie die Bewertungen schienen bei fast allen privaten Anbietern in etwa gleich zu sein. Mehr per Zufall stiessen wir dann beim Recherchieren auf den Hinweis, dass es sich nicht lohne, einen Platz bei einem privaten Anbieter zu buchen, sondern man ohne Bedenken auch im «offiziellen» Wagen der Eisenbahngesellschaft reisen könne, denn diese Plätze seien wesentlich günstiger (300-400’000 VND, also 12 – 17 Franken statt knapp 40 Franken), böten im Gegenzug dafür aber einfach kein Nachttischlämpli und kein 5dl Wasserfläschchen… Wir vertrauten darauf und buchten die entsprechenden Plätze. Und die böse Überraschung blieb tatsächlich aus: unser 4er-Abteil war sauber und es gab nichts zu meckern. Nun stand uns aber noch eine weitere Herausforderung bevor: wie macht man es sich auf einer harten, ca. 70x180cm grossen Liegefläche bequem, wenn auch noch ein Kind im gleichen Bett schlafen will und das separat gebuchte Bett einfach ablehnt? Irgendwie ging es dann aber doch, und kaum hatten wir uns hingelegt, ging die Fahrt auch schon los. Zuerst gings recht gemächlich aus dem Bahnhof raus und den Häusern entlang, die direkt am Gleis stehen. Zu diesem Zeitpunkt holperte und schaukelte es im Zug schon ordentlich, aber als der Zug aus dem gröbsten raus war und auf seine abenteuerliche Reisegeschwindigkeit von knapp 40km/h beschleunigte, schüttelte es teilweise so heftig, dass man mehrmals das Gefühl hatte, der Zug entgleise demnächst oder man würde aus dem Bett fallen (vorallem, wenn man wegen der Kinder sowieso schon praktisch auf der Bettkante lag…).
Glücklicherweise passierte aber keines von beidem und so kamen wir am nächsten Morgen noch vor 6 Uhr mehr oder weniger erholt an der Endstation Lao Cai an. Um ins Dorf Sapa zu kommen, gibt es ab hier keine Alternative mehr zur Strasse (doch, man könnte die etwa 35km auch laufen…). Wir buchten einen Privattransfer, um das Risiko, im Bus eines rücksichtslosen Fahrers zu landen, zu verringern.
Diese Entscheidung war richtig: wir bekamen einen äusserst rücksichtsvollen Fahrer. Ihm gaben wir noch den Hinweis, dass einigen unserer Gruppe schlecht werde, wenn er die sehr kurvige Bergstrecke zu schnell hochfahre, und so gab er sich alle Mühe, so schonend wie nur möglich zu fahren. Leider reichte es aber nicht, Flurina und Ursin ging es auf der Fahr nicht gut und sie erbrachen mehrmals. Zum Glück hatten sie zu diesem Zeitpunkt noch keinen Zmorgen gegessen… Nach etwas mehr als einer Stunde kamen wir dann endlich in Sapa an. Der Fahrer brachte uns in ein Hotel, wo wir erstmals frühstücken konnten.