Am Mittwoch und gestern Samstag hat es in Montréal wieder stark geschneit. Im Gegensatz zu den Vorherigen war das neunte tempête de neige in diesem Winter definitiv kein falscher Sturm: Rund 25-30cm Neuschnee an einem Abend mit Windspitzen von bis zu 100 km/h!
Das Leben kam praktisch zum Erliegen, Busse blieben stecken, 87000 Haushalte waren ohne Strom und damit meistens auch ohne Heizung, der Flughafen wurde geschlossen, zwei Karambolagen forderten Verletzte, Autos schleuderten und kamen von der Strasse ab und die Fussgänger wie ich kämpften mit dem peitschenden Schnee im Gesicht sowie rutschigen und schneebedeckten Wegen. Ich beobachtete gar wie eine Ambulanz auf einer Blaulichtfahrt schleuderte, sich aber zum Glück noch fangen konnte. Cyberpresse titelte kurz und bündig: L’enfer blanc, also die weisse Hölle.
Wie Cyberpresse berichtet, sind zur Zeit auch unzählige Strassen wegen dem Schnee gesperrt und es wird von Fahrten auf diversen Routen abgeraten. Allerdings beruhige sich die Situation langsam wieder – hoffentlich so, dass ich morgen Vormittag wie geplant nach Québec City reisen kann…
Zusammen mit dem Schnee vom Mittwoch liegen nun auf der schon vorher dicken Schneedecke etwa 40cm Neuschnee. Nachdem vor einigen Tagen dank dem mehrtägigen Wärmeeinbruch (etwa +2°C) in den Parks auch an den schattigeren Orten die Abfalleimer und Lehnen der Sitzbänke gerade wieder knapp aus dem Schnee herausragten, ist nun von diesen Kübeln und Bänken erneut nichts mehr zu sehen. Auch die Autofahrer müssen sich zuerst körperlich betätigen bevor sie losfahren können (siehe Bild).
Die Schneeräumung verursacht hier in Montréal riesige Kosten und der ungewöhnlich schneereiche Winter bringt gewisse Arrondissements in finanzielle Schwierigkeiten. Pro tempête mit ca. 20cm Schnee rechnet die Stadt mit Kosten von 15-20 Millionen Dollar! Nach dem neuen Schneesturm ist die über 3000köpfige Schneeräumungsequipe mit Tausenden von Fahrzeugen wieder rund um die Uhr im Einsatz.
Nachdem die Strasse geräumt ist, wird jeweils der gesamte Schnee mit Lastwagen aus der Stadt transportiert um die Parkplätze am Strassenrand weiterhin benutzen zu können. Allerdings sind auch diese Schneedepots langsam voll und die Leute wissen nicht mehr, wohin mit dem Schnee…