Referee-Arbitre bei Volleyball Canada

Bekanntlich ist Volleyball mein grosses Hobby. Wegen den üblichen Altersbeschwerden (Arthrose im rechten Knie) wurde mir dieser Sport jedoch leider schon vor einiger Zeit lebenslänglich verboten. Die letzten zwei Saisons war ich stattdessen für Volley Pizol in der SwissVolley Region GSGL als Schiedsrichter im Einsatz. Diesen Sommer wurde ich befördert und habe neu den Schiedsrichtergrad D2. Damit darf ich bei den Damen bis 2. Liga als 1. Schiri pfeifen, bei den Herren bis 3. Liga. Als 2. Schiri darf ich an beiden Orten bis 2. Liga pfeifen.
Die Saison 2007/08 in der Schweiz verpasse ich wegen meinem Aufenthalt in Montréal natürlich. Da ich doch recht gerne pfeife und um nicht aus der Übung zu kommen und auch um hier andere Leute zu treffen, dachte ich mir, es wäre doch ideal in Montréal zu pfeifen. Als ich in Gstaad an der Beachvolleyball-WM als Helfer im Einsatz war, fragte ich kurzerhand den kanadischen Top-Schiri Darryl Friesen, wie ich da vorgehen solle. Ich konnte ihm dann eine Mail schicken, die er weiterleitete.
Schiedsrichter-AusrüstungDabei hat alles wunderbar geklappt, mein Schweizer Schirigrad wurde mir voll angerechnet bzw. einfach in den ungefähr entsprechenden kanadischen Grad übersetzt! Damit habe ich nun das kanadische Schiriabzeichen mit dem Grad «Provincial» (siehe Foto) und bin Mitglied von Volleyball Québéc und Volleyball Canada. Um pfeifen zu können, musste ich jedoch noch einiges an Ausrüstung kaufen. Meine Uniform besteht aus dunkelblauen Hosen (keine Jeans) und einem weissen Polo-Shirt (ich musste zum Glück nicht die teuren mit dem Abzeichen von Volleyball Canada kaufen). Beides musste ich kaufen. Zudem waren meine Karten (gelb und rot) in der Schweiz geblieben, also kaufte ich hier neue. Und es hat sich gelohnt: statt so billige, dünne Kartonkärtchen sind es solide aus Kunststoff. Anders als die Kunststoffkarten in der Schweiz sind diese hier «hosentaschengerecht» und brauchen keinen Halter am Netzpfosten (das sieht so doof aus, muss doch nicht die Karten so vor mir präsentieren).

LVBMAn den letzten zwei Samstagen war ich schon bei der Ligue de volleyball de Montréal (LVBM) im Einsatz. Es handelt sich um eine «ligue récréative», also so etwas wie eine Plauschliga. Entsprechend ist das Niveau nicht wirklich berauschend. Je nach Stufe (gibt verschiedene Ligastufen) fühle ich mich als Schiedsrichter fast überflüssig weil ich sowieso nicht wirklich viel mehr als «in» und «out» anzeigen kann.
Gespielt wird jeden Samstag, jeder Schiri pfeift dann ingesamt 12-16 Sätze, was von mir aus gesehen eher zu viel als zu wenig ist…

Technisch ist es hier recht schwierig: Einmal hiess es, ich pfeife zu viele Pässe (das war mir vorher in über 40 Meisterschaftsspielen noch nie passiert!) ab. Also liess ich mehr laufen. Und im nächsten Spiel reklamierten die Leute, ich solle mehr abpfeifen. Ich passte mich an, pfiff wieder mehr ab. Resultat: jedes Mal wenn ich bei der Mannschaft A einen fürchterlichen Pass abpfiff, fanden sie, das sei sicher nicht Doppel. Pfiff ich bei Mannschaft B einen leicht rotierenden Ball nicht ab, reklamierte Mannschaft A ich müsse mehr abpfeifen…. Eines aber hab ich gestern definitiv gemerkt: ich war zu tolerant. Muss die Reklamationen wieder rascher abstellen. Dem einen oder anderen hätte ich gestern auch eine Karte zeigen können oder gar müssen. Vor allem bei älteren Herren wenn es ihnen nicht mehr so lief… Nächsten Samstag mach ich das bestimmt anders!

In der Schweiz bemerkten letzte Saison einige, meine Pfeife sei ja sehr laut. Hier in Montréal hörten die Leute meine Pfiffe nicht! Wenn ich stärker blies, dann blockierte es die Kugel in meiner Pfeife (zudem war es auch noch sehr feucht in der Halle). Der Schirichef empfahl mir, eine Fox 40 zu kaufen.Pfeife Fox 40 Das ist eine kugellose Pfeife die auch von Eishockey- und Basketball-Schiedsrichtern eingesetzt wird. Überblasen, also blockieren, geht nicht. Je stärker man bläst, desto lauter wird es. Gemäss Produktbeschreibung erreicht man bis zu 115 Dezibel!
Gestern setzte ich nun meine neue Pfeife ein, der Ton ist wirklich schrill und ich fand es ziemlich laut. In einem Spiel hiess es jedoch, man höre (wegen dem hohen Lärmpegel in der Halle) meine Pfiffe nicht – dabei hatte ich schon einen komischen Kopf vor den lauten Pfiffen von mir und dem Schiedsrichter der 3 Meter hinter mir stand und das Spiel auf dem anderen Feld leitete…

Die nächsten zwei Samstage werde ich nun wieder bei der LVBM pfeifen. Jeden Samstag möchte ich das jedoch nicht machen, das braucht mir zu viel Zeit und am Abend bin ich dann todmüde. Dafür werde ich hier in der höchsten (quasi Profi-)Liga ziemlich sicher noch als Linienrichter zum Einsatz kommen.

10 thoughts on “Referee-Arbitre bei Volleyball Canada

  1. Hoi Dominik,

    Finde ich wirklich super, dass du Canadische-Preiferfahrung sammelst! Nur weiter so!

    Viele Grüsse aus Liechtenstein,
    Alex

  2. Magnus

    Hoi Dominik

    Wow, will auch mal in Kanada Schiedsrichter spielen. Unsere Schiri-Ausrüstung gefällt mir gar nicht, aber das ist Nebensache. Hab gerade heute das erste Mal ein Spiel fotografiert, du kannst meine Arbeit irgendwann nächste Woche anschauen gehen (das Chip-Lesegerät ist noch bei Zindel’s =P).

    Gruss aus der Schweiz

    Magnus

  3. Michelle McCullough

    Hello Dominik,

    I am from Canada, living near Zurich and have my Canadian Provincial badge (your whistle caught my eye) and am looking to ref while in Switzerland. Could you please recommend who I should call to get a hold of some matches? I have my uniform and other essentials with me. Please reply to my email address, if possible. Thank you.

    M. McCullough

  4. Tschüss Dominik,

    I see that you’re coming along fine ! Keep us posted about your adventures in the world of refereeing…

    For Mis M. McCullough, I would say to get in touch with the local Refereeing commission and see with them how she can get into it here in Switzerland.

  5. Thomas

    Hallo Dominik
    als Männerriege-Schiri pfeife ich auf einen ähnlichen Niveau, wie du es hier beschreibst und teile deine Erfahrungen. Ich habe inzwischen zweierlei gelernt: erstens versuche ich, geführte Bälle (oder was ich dafür halte) konsequent abzupfeifen und zweitens reagiere ich nicht auf Reklamationen oder zitiere dann direkt den Captain. Wir müssen uns immer bewusst sein: Wir haben a) mehr Erfahrung als die Spieler, b) bei weitem die besseren Regelkenntnisse und c) in der Regel genau dorthin geschaut, wo wir sollten. Also hat in >90% aller Fälle der Schiri recht und der Spieler unrecht. Und die restlichen <10% sind i.d.R. immer noch eine wesentlich bessere Leistung als sie die Spieler auf dem Feld erbringen.
    Sobald ich mir das wieder in Erinnerung rufe, geht’s mir wieder gut und ich kann beruhigt weiter pfeifen. Und wenn mir nach dem Spiel der Coach sagt, ich habe gut gepfiffen, bestätigt mich das in meiner Selbsteinschätzung.

  6. Hoi Thomas
    Danke für deinen Kommentar. Das mit dem Abpfeifen und den Reklamieren, das mache ich natürlich auch. In der Regel gelingt mir das auch recht gut 🙂 Das ist in den höheren Ligen mindestens so wichtig wie in den tiefen Ligen! Wenn man das nicht macht, ist es der Anfang vom Ende. Vor allem bei (relativ schlechten) Spielern die den Fehler nie bei sich selbst suchen…
    Mit deinen drei Punkten hast du recht, wobei man als Schiri auch nicht vergessen sollte, dass man auch nur ein Mensch ist und also auch Fehler macht (auch wenn man das natürlich während dem Spiel nicht so sagt). Sonst gibt das dann nämlich arrogante, unbeliebte Schiedsrichter. Mit dem richtigen Auftreten verzeihen einem die Teams manchen Fehlentscheid…
    Und ein wichtiger Punkt ist meiner Meinung auch: Wir sind für die Spieler da, nicht umgekehrt. Wir sind da, damit es ein gutes Spiel geben kann und nicht, um uns in den Mittelpunkt zu stellen.
    Viel Spass noch beim Pfeifen!

  7. Hi Yurtdisi,

    Currently there is no English version available (some posts are in German, some in English). If you are really interested in a specific post you can write me an e-mail (dominik [at] zindel.org) and I’ll try to write a summary/translate it for you. Unfortunately I do not have the resources to write all posts in several languages…

    Dominik

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