Salzige Guatzli-Überraschung

Kürzlich kam Ursin von der Schule bzw. Krippe mit schönen Guatzli nach Hause. Sie hätten das in der Schule gemacht. Ich freute mich natürlich über die Guatzli-Überraschung, gehören Gebäcke ja nicht grad zu den kulinarischen Spezialitäten von Vietnam. Voller Freude biss ich somit herzhaft in eines der Guatzli und … spuckte gleich wieder aus. Das Ding war recht hart und vor allem saumässig salzig. Wie sich dann herausstellte, handelte es sich um Salzteig-Bastelsachen aus der Schule…

Nebenbei: Salzteiggebäck oder andere Bastelsachen wie Farben oder Leim trocknen hier fast nicht und sind somit praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Bei der hiesigen Luftfeuchtigkeit von 70-100% bei über 30°C (womit die Luft ja viel mehr Wasser enthält als Luft bei 70% Luftfeuchtigkeit bei 20°C) trocknen solche Sachen einfach nicht…

Nächster Schritt: Bootsprüfung?

Unser Quartier ist sehr tief gelegen in einer Flussschlaufe, bei Flut steigt der Fluss höher als der Boden. Entsprechend sprudelt dann aus der Kanalisation bzw. den Schächten das Wasser auf die Strasse und überflutet diese. Ebenso ist die Kanalisation recht schlecht und ausserdem oft von Abfall verstopft – mit dem Ergebnis, dass bei den tropischen Regenfällen hier innert kürzester (fast) alles unter Wasser ist. Mitte Oktober war das Phänomen besonders ausgeprägt: Regenzeit sowie besonders starke Gezeiten (jeweils in April und Oktober). Je nach Region führte das dazu, dass auf der Strasse das Wasser knie- bzw. gar hüfttief stand.

Da wir im 26. Stock wohnen, bleibt unsere Wohnung zuverlässig trocken – aber schliesslich muss ich jeweils arbeiten gehen und die Kinder in die Schule. So mussten wir uns wohl oder übel mindestens zwei Mal täglich durch das schmutzige Wasser (Erinnerung: ein Grossteil des Abwassers geht unbehandelt in den Fluss und das Wasser auf der Strasse kommt aus dem Fluss…) kämpfen.

Evelyne löste die Herausforderung jeweils, indem sie Ursin (13kg) ins Tragtuch, Flurina (17kg) auf die Schultern und das Schulzeugs in den Rucksack nahm. So blieben wenigstens die Kinder trocken – nur die Füsse und Beine von Lastesel Evelyne wurden nass.

Mit dem Töff gestalteten sich Fahrten im Wasser auch etwas anspruchsvoll. Einerseits sollen ja meine Halbschuhe und Anzugshosen nicht unbedingt grad gebadet werden und ich musste dazu die Füsse hochhalten, andererseits ist es auch eine Sicherheitsfrage: durch das trübe Wasser sieht man den Boden nicht und damit auch keine Hindernisse und Löcher  (von denen es viele gibt). Zusätzlich sind die Fahreigenschaften im Wasser ganz anders, das Lenken ist anstrengender und geht nicht so schnell.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Wellenschlag, verursacht durch andere Fahrzeuge und insbesondere Autos. Es gab teilweise rechte Wellen, die mit entsprechender Kraft seitlich gegen den Töff schlugen. Diese Faktoren kombiniert führten dazu, dass verschiedene Fahrer jeweils ein unfreiwilliges Bad nahmen…

Problematisch ist auch, dass natürlich ein Töff kein Boot ist und nicht fürs Wasser gebaut ist. Bei zu tiefem Wasserstand ersäuft der Motor wortwörtlich. Regelmässig sah ich entsprechend Leute, die ihren Roller durch das Wasser schieben mussten oder versuchten, den Töff in Schräglage an einem trockenen Ort wieder zum Laufen zu bringen. Ich selbst hatte bisher immer Glück, es hat mir den Motor glücklicherweise noch nie derart abgestellt 🙂

Eindrücklicher Aussichtsberg Hang Múa

Am Vortag hatten wir den Aussichtsberg Hang Mua aus zeitlichen Gründen nicht mehr geschafft, so stand an unserem letzten Tag mit ihm nun noch das letzte Highlight unserer Nord-Vietnam-Reise auf dem Programm. Unsere Unterkunft war nur rund 1km vom Berg entfernt, weshalb wir beschlossen, zu Fuss hinzulaufen. Eigentlich wollten wir nicht zu spät am Morgen aufbrechen, damit wir nicht bei voller Hitze hochlaufen müssen. Wie es aber so ist mit 2 kleinen Kindern, starteten wir (mal wieder 😉) deutlich später als geplant und kamen bereits auf dem gemütlichen Hinweg ins Schwitzen.

In unserer Unterkunft wurde uns gesagt, dass man nur etwa 15min bräuchte für den Berg. Als wir vor ihm standen, waren wir allerdings nicht so sicher, ob das wirklich stimmen würde. Wir starteten und bezwangen Tritt um Tritt. Diese Tritte waren anfangs recht angenehm, wurden dann aber immer höher und schmaler. Und die Sonne brannte mittlerweile erbarmungslos vom Himmel. Über 500 Tritte galt es zu bezwingen, bis man oben stand. Und dort wurde man mit einer fantastischen Aussicht belohnt! Die 15min hatten wir locker für den Aufstieg gebraucht (inkl. kürzeren Trinkpausen), mindestens soviel Zeit brauchten wir dann auch oben um zu verschnaufen und die Aussicht zu geniessen. Also unbedingt mehr Zeit einplanen, es sei den, man wolle den Berg hoch- und wieder runtersprinten, was allerdings bei der Aussicht etwas gar schade wäre 🙂

Als wir wieder unten waren, genossen wir noch etwas den gemütlichen und schattigen Park, bevor wir zurück zur Unterkunft liefen. Und dort war dann auch langsam wieder Zeit, sich auf den Weg zum Bahnhof zu machen, von dem es mit dem Zug zurück nach Hanoi ging. In Hanoi verbrachten wir dann noch eine letzte Nacht, ehe es am nächsten Tag gleich nach dem Zmorgen mit dem Flugzeug wieder nach Hause ging.

Ninh Bình – eine Bootstour in einer trockenen Bucht und Tempelbesuche bis zum Abwinken

Eigentlich darf die berühmte Halong Bucht auf keiner Nord-Vietnam-Reise fehlen, so planten auch wir sie ursprünglich ein. Da es sich dort aber lohnt, mindestens 1 Nacht auf dem Schiff zu verbringen und von unserer Gruppe nicht alle «seetauglich» waren, strichen wir dieses Ziel wieder aus unserem Plan und ergänzten die Reise stattdessen mit der «trockenen Halong Bucht» in Ninh Binh.
Angereist waren wir mit dem Zug aus Hanoi, was eine Fahrzeit von etwas mehr als 2 Stunden bedeutete. Und geschlafen hatten wir in einer recht komfortablen Hütte eines der hier sehr zahlreich vorhandenen, kleinen, einfachen aber schönen Resorts, recht abgelegen aber in schöner Natur. Wir waren etwas planlos angekommen und informierten uns erst vor Ort über die Ausflugsziele. Klar war eigentlich nur, dass wir eine Bootstour machen wollten. Ja, eine Bootstour hier in der trockenen Bucht, den das Land ist in Wirklichkeit nicht wirklich trocken, aber im Gegensatz zur berühmten Halong Bucht liegt es nicht am Meer. Und weil es hier ebenfalls hohe Kalksteinfelsen gibt, die deren der Halong Bucht ähneln, wurde das Gebiet kurzerhand «trockene Halong Bucht» getauft. Uns wurde dann auch sehr schnell eine Tour zusammengestellt: die gewünschte Bootstour, ein Tempelbesuch und eine Bergbesteigung. Inzwischen war es schon fast Mittag, aber man versicherte uns, dass es für all das noch locker reichen würde. So machten wir uns parat und warteten auf unseren Fahrer, der uns zur Bootsanlegestelle brachte. Ohne gross warten zu müssen (die Wartebereiche liessen erahnen, dass es wohl nicht immer so sei) hatten wir den Eintritt bezahlt und sassen in Ruderbooten. Wir liessen uns ganz gemütlich durch eine wunderschöne Flusslandschaft rudern. Unterbrochen wurde die Fahrt dabei öfters bei verschiedenen Tempeln, welche man zu Fuss besichtigte. Die ersten waren noch interessant, doch bald einmal hatten wir es gesehen, sahen sie doch alle in etwa gleich aus. Ausserdem brannte die Sonne fast unerträglich heiss vom Himmel, insbesondere die Kinder hatten so bald einmal überhaupt keine Lust mehr auf die Tempel und wollten nur noch im Boot bleiben. Aufgemuntert wurden sie dann aber wieder durch die Höhlen, durch welche wir mit dem Boot fuhren. Diese waren so niedrig, dass wir auf den Boden des Bootes sitzen und uns klein machen mussten.
Nach der Bootstour gings weiter zum Bái Đính Tempel, einer riesigen Tempelanlage. Flurina war nicht wirklich begeistert bei der Aussicht einer weiteren Tempelanlage, aber auch wenn man eigentlich keine Tempel mehr sehen mag, diese Anlage ist so imposant, dass sich der Besuch wirklich lohnte! Da wir den Besuch nicht geplant hatten und ohne Führer unterwegs waren, erkundeten wir die Anlage einfach mal so darauf los. Vom Haupteingang liessen wir uns mit einem Elektroauto ans untere Ende der Anlage fahren und stiegen von dort über viele Treppenstufen die Anlage hoch. Unterwegs staunten wir über unzählige Buddahs, eine riesige Glocke, wirklich eindrucksvolle Statuen und reichlich geschmückte Altare. Wir waren fast zuoberst, als es begann, heftig zu regnen. Und so langsam wurde es auch dunkel, weshalb wir den Besuch abbrachen. Und nun machte sich die Planlosigkeit bemerkbar: wir hatten keine Ahnung, wie wir wieder aus dieser Anlage kamen. Natürlich war weit und breit kein Mensch in Sicht, und wie wir es schon von anderen Sehenswürdigkeiten in Vietnam kannten, gabs auch hier keine wirklich brauchbaren Infos, weder vor Ort noch im Internet. Dominik fand dann aber irgendwann doch noch jemanden um zu Fragen und dieser schickte uns den ganzen Weg wieder zurück die Treppenstufen runter (immerhin über 1km…) und dort könnten wir wieder das Elektroauto nehmen. Irgendwie glaubten wir nicht so recht daran, den die einzige auffindbare Infotafel deutete auf etwas anderes. Aber uns blieb nicht wirklich etwas anderes übrig als es zu glauben. Und wir hatten Glück, die Aussage stimmte. Als wir beim Ausgang waren, war es bereits stockdunkel, und so liessen wir den geplanten Berg aus und fuhren zur Unterkunft. Den Berg verschoben wir auf den nächsten Tag.

Trekking in Sapa – Tag 3

Endlich war es soweit: am dritten Tag war endlich kein Regen mehr in Sicht! Die Regensachen verschwanden bereits am Morgen im Rucksack, und dafür war die Sonnencrème im Gegensatz zum Vortag jetzt sinnvoll. Es gab für diesen Tag 2 Varianten zum Laufen: entweder zu einem weiteren Dorf und dann mit einem Auto zurück nach Sapa, oder direkt zu Fuss auf der Strasse entlang nach Sapa. Da niemand von uns Lust auf Autofahren hatte (zumal wir am Abend ja wieder mit dem Auto von Sapa nach Lao Cai zum Bahnhof mussten) entschieden wir uns, zu Fuss zurück zu gehen. Auf der Strasse liess es sich dann ganz angenehm laufen, da es keine Teer-Strasse war und sich auch der Verkehr in Grenzen hielt. Der Weg bot uns immer wieder eine fantastische Aussicht aufs Tal, durch welches wir die letzten 2 Tage gewandert waren. Flurina merkte nach 2 Tagen laufen nun doch langsam die Müdigkeit in den Beinen und liess sich nun öfters Tragen. Da sie die beiden anderen Tagen selber lief, hatte immer jemand einen Rücken frei und man konnte sich so etwas beim Tragen der Rucksäcke abwechseln. Dies war nun nicht mehr der Fall, so trug nun jeder etwas schweres auf dem Rücken und wir kamen an der Sonne mächtig ins Schwitzen. Aber wegen der Sonne durften wir nach dem ganzen Regen nun wirklich nicht jammern 🙂
Zurück in Sapa gönnten wir uns ein Hotelzimmer um zu duschen und stärkten uns mit einem kleinen Essen. Wir verabschiedeten uns von unserer Führerin, welche einen grossartigen Job leistete und welche wir jederzeit wieder engagieren würden! Zum Abschied schenkte sie den Kindern je ein handgewebtes Armband, auf welches vorallem Flurina bis heute sehr stolz ist.
Gegen Abend liessen wir uns dann wieder zurück nach Lao Cai fahren. Wir hatten wieder den gleichen Chauffeur wie auf dem Hinweg, und auch diesmal gab er sich alle Mühe, so schonend wie möglich zu fahren. Ursin machte sich auf dem Weg einen Spass daraus, immerwieder extra in einen Beutel zu Husten. Der Fahrer erschrak jedesmal und war in Alarmbereitschaft, und dies nicht ohne Grund, wie man hier nachlesen kann. Glücklicherweise war es diesmal aber wirklich nur Spass und wir kamen ohne Zwischenfall am Bahnhof an. Bevor wir mit dem Nachtzug wieder zurück nach Hanoi fuhren, blieb uns noch etwas Zeit für einen Znacht in einem der nahen Restaurants.

Trekking in Sapa – Tag 2

Der zweite Tag brachte uns zuerst eine Enttäuschung: es regnete immer noch in Strömen. Und unsere Sachen, insbesondere die Schuhe, waren ebenfalls noch nass. So genossen wir zuerst einmal gemütlich die frischen Pancakes vom Feuer zum Zmorgen, bevor wir uns Gedanken machten, wie es weitergehen solle, denn niemand konnte uns sagen, wie sich das Wetter entwickeln werde. Immerhin konnte uns unsere Führerin aber etwas Hoffnung machen, den normalerweise regne es nach einem solchen Sturm bis zu 3 Tage durch, bevor das Wetter wieder besser werde. Und heute sollte dies demnach der Fall sein. Irgendwann hatten wir uns dann entschieden und machten uns auf den Weg zu einem weiteren Dorf. Und tatsächlich: es hörte irgendwann dann auch auf zu regnen! Gerne zogen wir die Regenjacken aus und weil sich sogar die Sonne etwas zeigte, cremten wir uns mit Sonnencrème ein. So schnell die Sonne kam, so schnell fing es dann aber auch wieder an zu regnen. Und so gings dann fast den ganzen Tag im Wechsel weiter. Trotzdem genossen wir das Trekking auch an diesem Tag sehr! Es ging durch Reisfelder und vorbei an Siedlungen. Immerwieder mit schöner Aussicht auf die Landschaft und Einblicken in das Leben der hier sesshaften Minderheiten. Unsere Führerin gab uns gerne Infos und Auskünfte und erzählte vom nicht immer ganz einfachen Leben hier. Flurina lief auch diese Etappe wieder komplett durch, stets an der Hand der Führerin. Und auch Ursin lief immer mal wieder. Hätten wir mehr Geduld gehabt, bzw. wäre für ihn nicht jeder einzelne Stein sooo spannend gewesen, wäre auch eine längere Strecke möglich gewesen, aber wir wollten noch vor Einbruch der Dunkelheit bei der Unterkunft sein 🙂 Geschlafen hatten wir in dieser Nacht bei einer weiteren Familie an einer sehr schönen Lage neben den Feldern. In der Nähe des Hauses gab es einen kurzen Weg zu einem Fluss runter. Gemeinsam mit Ursin liefen wir vor dem Znacht noch dorthin, und dort kam dann auch er auf seine Kosten: es gab eine grössere Wiese am Hang mit Stecken und Steinen wo wir ihn einfach machen lassen konnten. Flurina blieb unterdessen lieber beim Haus zurück und spielte mit einem Jungen Fussball.

Trekking in Sapa – Tag 1

Um die schöne Landschaft rund um Sapa zu entdecken, entschieden wir uns für ein 3-tägiges Trekking mit Übernachtung in sogenannten Homestays (in Privathäusern einheimischer Familien). Es gibt jede Menge Anbieter solcher Trekkings, uns war bei der Wahl aber wichtig, dass wir mit unseren Ausgaben eine einheimische Familie unterstützen konnten und nicht irgend ein Drittanbieter daran verdiente. Ausserdem wollten wir keine überlaufene «Touristentour» ablaufen. Im Internet fanden wir die Hmong Family, welche gerne bereit war, uns eine individuelle Tour anzubieten. Am abgemachten Treffpunkt warteten wir aber zuerst vergeblich auf unseren Guide. Irgendwann tauchte dann doch jemand auf und wie wir erfuhren, trafen wir es gerade sehr schlecht mit dem Wetter, da die Tage zuvor ein heftiges Unwetter über Nord-Vietnam zog. Einige Strassen waren unpassierbar, weshalb auch unsere Führerin einen zeitaufwändigen Umweg nehmen musste. Da es zu diesem Zeitpunkt immer noch heftig regnete und ein Ende nicht in Sicht war, mussten wir auf unser ursprüngliches Tour-Ziel verzichten und einigten uns darauf, erstmals der noch offenen Strasse ins nächste Dorf zu folgen und dann jeweils spontan zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Anfangs kostete es etwas Überwindung, sich bei diesem starken Dauerregen auf den Weg zu machen, aber es lohnte sich: bereits dieser erste Tag bot uns ein sehr schönes Erlebnis und viele Ausblicke auf diese wunderschöne Landschaft! Am späteren Nachmittag kamen wir am Ziel an: beim Elternhaus unserer Führerin. Wir wurden herzlich mit Tee empfangen und die Familie kochte uns etwas später einen feinen Znacht auf dem offenen Feuer im Wohnhaus. Flurina genoss die Anwesenheit anderer Kinder und obwohl sie den ganzen Weg gelaufen war, reichte ihre Energie noch aus, um mit ihnen zu toben. Ursin nahm es etwas ruhiger und bestaunte lieber die Ferkel und Hühner neben dem Haus. Nach dem Znacht legten sich alle gerne hin und mit müden Beinen liess es sich auf den Matratzen unter den Moskitonetzen bei der endlich mal wieder etwas kühleren Luft und dem Plätschern des Regens herrlich schlafen.

Im Nachtzug in die Berge von Sa Pả

Bahnhof Hanoi

Für uns war von Anfang an klar, dass wir mit dem Nachtzug in die bergige Landschaft rund um Sapa reisen würden und nicht über die Strasse, welche zwar schneller, aber halt auch einiges gefährlicher ist.

Ausserdem ist Zugfahren mit Kindern wesentlich entspannter als mehrere Stunden im Bus verbringen zu müssen. Lange unklar war dann allerdings, mit welchem Anbieter wir denn reisen möchten, denn es gibt nicht nur mehrere Nachtzüge für diese Strecke, sondern auch noch jede Menge private Anbieter, deren Wagen an einem der Züge angehängt sind. So verbrachten wir einige Zeit mit dem Vergleichen der Angebote, kamen aber zu keinem wirklichen Ergebnis, denn sowohl das Angebot, der Preis sowie die Bewertungen schienen bei fast allen privaten Anbietern in etwa gleich zu sein. Mehr per Zufall stiessen wir dann beim Recherchieren auf den Hinweis, dass es sich nicht lohne, einen Platz bei einem privaten Anbieter zu buchen, sondern man ohne Bedenken auch im «offiziellen» Wagen der Eisenbahngesellschaft reisen könne, denn diese Plätze seien wesentlich günstiger (300-400’000 VND, also 12 – 17 Franken statt knapp 40 Franken), böten im Gegenzug dafür aber einfach kein Nachttischlämpli und kein 5dl Wasserfläschchen… Wir vertrauten darauf und buchten die entsprechenden Plätze. Und die böse Überraschung blieb tatsächlich aus: unser 4er-Abteil war sauber und es gab nichts zu meckern. Nun stand uns aber noch eine weitere Herausforderung bevor: wie macht man es sich auf einer harten, ca. 70x180cm grossen Liegefläche bequem, wenn auch noch ein Kind im gleichen Bett schlafen will und das separat gebuchte Bett einfach ablehnt? Irgendwie ging es dann aber doch, und kaum hatten wir uns hingelegt, ging die Fahrt auch schon los. Zuerst gings recht gemächlich aus dem Bahnhof raus und den Häusern entlang, die direkt am Gleis stehen. Zu diesem Zeitpunkt holperte und schaukelte es im Zug schon ordentlich, aber als der Zug aus dem gröbsten raus war und auf seine abenteuerliche Reisegeschwindigkeit von knapp 40km/h beschleunigte, schüttelte es teilweise so heftig, dass man mehrmals das Gefühl hatte, der Zug entgleise demnächst oder man würde aus dem Bett fallen (vorallem, wenn man wegen der Kinder sowieso schon praktisch auf der Bettkante lag…).

Glücklicherweise passierte aber keines von beidem und so kamen wir am nächsten Morgen noch vor 6 Uhr mehr oder weniger erholt an der Endstation Lao Cai an. Um ins Dorf Sapa zu kommen, gibt es ab hier keine Alternative mehr zur Strasse (doch, man könnte die etwa 35km auch laufen…). Wir buchten einen Privattransfer, um das Risiko, im Bus eines rücksichtslosen Fahrers zu landen, zu verringern.

Taxis warten beim Bahnhof Lao Cai auf Kundschaft

Diese Entscheidung war richtig: wir bekamen einen äusserst rücksichtsvollen Fahrer. Ihm gaben wir noch den Hinweis, dass einigen unserer Gruppe schlecht werde, wenn er die sehr kurvige Bergstrecke zu schnell hochfahre, und so gab er sich alle Mühe, so schonend wie nur möglich zu fahren. Leider reichte es aber nicht, Flurina und Ursin ging es auf der Fahr nicht gut und sie erbrachen mehrmals. Zum Glück hatten sie zu diesem Zeitpunkt noch keinen Zmorgen gegessen… Nach etwas mehr als einer Stunde kamen wir dann endlich in Sapa an. Der Fahrer brachte uns in ein Hotel, wo wir erstmals frühstücken konnten.

Hà Nội – Kultur und Geschichte erleben

Die Hauptstadt Vietnams mit etwa 7.5 Millionen Einwohnern hat nicht sehr viele, aber dennoch lohnenswerte Sehenswürdigkeiten. Zu den wichtigsten gehören der Hoan-Kiem-See, das Wasserpuppentheater, das Ho Chi Minh Mausoleum sowie einige Tempel und Museen.
Im Vergleich zum grösseren Saigon ist die Hauptstadt aufgeräumter und sauberer. Ebenfalls findet man im Stadzentrum bisher noch kaum Hochhäuser, wie sie in Saigon überall gebaut werden. Die Stadt wirkt dadurch übersichtlicher und vielleicht sogar etwas gemütlicher (wobei auf den Strassen ein ähnliches Chaos herrscht). Gut gefallen hat uns die Region rund um den Hoan-Kiem-See. Denn, was wir in Saigon vermissen, findet man hier: Platz zum Flanieren und Verweilen, ohne dass nach spätestens 10min bereits wieder eine stark befahrene Strasse im Weg ist. Wir selber verbrachten auf unserer Reise in den Norden Vietnams zusammen mit den Eltern und einem Bruder von Dominik nicht sehr viel Zeit in Hanoi, da wir es hauptsächlich als Ausgangspunkt für die Weiterreise nach Sa Pa und Ninh Binh nutzten. Da wir aber ein zentral gelegenes Hotel hatten und die meisten Sehenswürdigkeiten in Hanoi im gut zu Fuss erkundbaren Stadtzentrum liegen, sahen wir dennoch einiges. Folgende Sachen sahen wir uns genauer an:

Ngoc Son Tempel
Die kleine Tempelanlage liegt auf einer kleinen Insel im Hoan-Kiem-See und ist über eine kurze Brücke erreichbar. Für 30’000 Dong Eintritt darf man die Insel betreten und einen Altar mit Opfergaben und die Skulptur einer Schildkörte bestaunen. Zur Schildkröte gibt es eine spannende Geschichte

Wasserpuppentheater
Zum Pflichtprogramm jedes Vietnamreisenden gehört ein Besuch der einzigartigen Wasserpuppenshow. Ob in Saigon oder Hanoi spielt dabei keine grosse Rolle, wir hatten das Gefühl, beide Shows seien sehr änlich. In Hanoi wird noch kurz die Legende der Schildkröte aufgegriffen (siehe oben). Eintrittspreise und Zeiten findet man hier. Die Shows sind sehr begehrt, es lohnt sich deshalb, die Tickets 1-2 Tage im Voraus zu kaufen. 

Katholische Kathedrale
Von aussen sieht die Kathedrale nicht sehr vielversprechend aus, umso mehr gestaunt hatten wir dann aber, als wir das prachtvolle Innere sahen! Der Eintritt ist frei, für den Besuch brauchts aber lange Hosen und bedeckte Schultern. Wie so oft, hatten wir aber mit kürzeren Hosen bis unters Knie keine Probleme.

Polizeimuseum
Ein kleines, recht neues Museum zeigt eindrücklich die Geschichte der Polizei Hanois. Der Eintritt ist frei, etwas Zeit sollte man mitbringen, um die patriotistischen und «wohlwollend» formulierten Infotafeln zu lesen (Vietnamesisch, Englisch und Französisch). Das Museum ist gut nach verschiedenen Zeiten eingeteilt (vor und während des Vietnamkrieges und heute) und greift verschiedene Bereiche der Polizeiarbeit auf – Propaganda inklusive.

Hoa Lo Gefängnis
Das «Maison Centrale», «Hanoi Hilton» oder einfach «historisches Gefängnismuseum» ist definitiv ein Besuch wert. Unsere Entscheidung, die Kinder während des Besuches bei Nani und Neni zu lassen, war richtig: einige Bilder, Darstellungen und Filmszenen sind nicht geeignet für Kinder und können auch Erwachsenen nahe gehen. Leider wurde ein Grossteil der Anlage 1994 für den Bau des «Hanoi Towers» zerstört, und so ist heute nur noch ein kleiner Teil der ehemals riesigen Anlage vorhanden. Aber es reicht dennoch, um einen sehr eindrücklichen Einblick in die Zellen und Abläufe dieses ehemaligen Gefängnisses zu bekommen. Das Gefängnis wurde 1904 von den Franzosen gebaut, um Vietnamesen gefangen zu halten. Während des Vietnamkrieges diente es dann als Gefängnis für amerikanische Kriegsgefangene. Die Darstellung der beiden Epochen ist erwartungsgemäss sehr einseitig («böse Franzosen, liebe Vietnamesen»). Der Eintritt beträgt 30’000 Dong und wie auch beim Polizeimuseum lohnt es sich, etwas Zeit für die Infotafeln mitzubringen (Vietnamesisch, Englisch und teilweise Französisch). 

Gerne hätten wir noch das ethnologische Museum gesehen, welches aber an unserem einzigen möglichen Tag geschlossen hatte. Vielleicht schaffen wir es bei einem allfälligen zweiten Besuch dieser interessanten Stadt. Ebenso das Ho Chi Minh Mausoleum, für welches wir leider keine Zeit mehr hatten.

Platten hoch drei und neuer Schlauch

Heute früh verhielt sich mein Töff beim Fahren etwas komisch, ich konnte jedoch optisch nichts  erkennen – nach wenigen Metern auf der Strasse war jedoch klar, da war im Hinterrad keine Luft mehr drin. Also hiess es: stossen und eine Werkstatt finden, notabene bei über 30°C in der Sonne. Ja, leider ist derzeit schon um 7:15 Uhr ein derartiges Klima.

Dummerweise waren die ersten zwei Töff-Reparaturstätten noch geschlossen, am dritten Ort reparierten sie nur Autos und schickten mich zum zweiten Ort zurück. Dort war mittlerweile wenigstens das Tor offen, aber der Haupt-Arbeiter schlief noch friedlich in seiner Hängematte – natürlich mitten in der Werkstatt… Sein Mitarbeiter war nicht sonderlich motiviert und erklärte mir, sie könnten das nicht reparieren, weil es keinen Schlauch im Pneu habe. Dabei hat es doch einen… Immerhin zeigte er mir die allgemeine Richtung, wo es in einem Kilometer Entfernung jemand flicken könne.

Rostiger Übeltäter als Verursacher meiner Platten-Misere

Mit einigem Suchen und mittlerweile tropfnass vor Anstrengung fand ich dank der Hilfe eines Spaziergängers tatsächlich einen Herrn, der gewillt war, mein Problem zu lösen. Er zauberte dann eine rostige Schraube aus dem Schlauch hervor und flickte zwei Löcher. Kostenpunkt: 50’000 Dong, also etwas mehr als 2 Franken. Den hohen Preis erklärte er mir damit, dass er 2 Mal habe flicken müssen (30’000 und 20’000). Es war wohl auch noch ein gewisser Ausländerzuschlag einberechnet, hatte ich doch für eine frühere Reparatur an einem anderen Ort nur 15’000 bezahlt. Mir wars egal, Hauptsache, ich konnte ins Büro. Nach insgesamt 1.5 Stunden «Arbeitsweg» war ich – natürlich zu spät für die Sitzung – dann endlich dort…

Nach getaner Arbeit kam die nächste Enttäuschung: schon wieder keine Luft! Also, wieder zur nächsten Garage schieben und flicken lassen. Dank «Wasserbad» war die Ursache rasch identifiziert: Die Luft kam dort raus, wo am Morgen noch mühsam geflickt worden war. Somit musste ein neuer Schlauch her. Der Arbeiter schraubte Auspuff und weiteres Zeugs weg, wechselte den Schlauch und montierte alles wieder. Für diese Arbeit inklusive dem neuen Schlauch waren 75’000 Dong (CHF 3.20) fällig.

Einige Lern-Erkenntnisse, die ich der Schraube «verdanke»

Natürlich war ich damit wieder zu spät, dieses Mal für meinen Vietnamesischkurs. Immerhin hatten wir damit einen Anlass, viele Wörter zu einem neuen Thema zu behandeln. Somit wäre ich jetzt wenigstens sprachlich besser bereit für den nächsten Platten 😛